Einführende Worte zum Symposium 2007 in Hütscheroda am 9.6.07

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde, liebe Künstler,

 

Ein Schöpfungsmythos gibt immer etwas Magisches preis, etwas Seltsames und Unerklärliches, wenn aber dieser Akt der Schöpfung abgeschlossen ist, dann sollte man sich Zeit nehmen, die KunstProdukte in Holz zu genießen, sich auf sie einzulassen. 7 Künstler, 7 unterschiedliche Handschriften, mehr als 7 Arbeiten, 7 Themen zum Thema 7 entstanden. Es sind Arbeiten, die sich nicht hinter den 7 Bergen verstecken brauchen, sondern kraftvolle Akkorde in die Landschaft des Hainichs bringen. Erlebbar werden hier Klangkörper, Raumformen, geometrische Arbeiten, Figurationen, sie alle spielen mit der Zahl 7 und der mythischen Bedeutung der 7. So sind es mehr als Sieben Künstler auf einem Streich, denn, es sind 6 +1+1. Zwar klingt hier vielleicht keine Logik an, wohl aber die Bedeutung des Symposiums 2007. Die Sieben war und ist eine besondere und rätselhafte Zahl in allen Kulturen. Sie ist neben der Drei auch eine heilige Zahl, mit der man immer wieder Magisches verband. Überall in der Kulturgeschichte spielt diese Zahl eine Rolle. Sieben Arme eines Leuchters, sieben Stufen der Leiter, sieben Berge, sieben Zwerge, sieben Spiegel. Das Bild der Zahl 7 ist aber auch in der bildlichen Darstellung der Kunstgeschichte seit dem Beginn der Kunstäußerung überliefert. So zeigt z.B. Hans Baldung Grien die 7 Lebensalter der Frau, analog zu den Tagen der Schöpfung. Hieronymus Bosch verarbeitet in Bildern die 7 Todsünden. Albrecht Dürer zeigt das Apokalyptische Weib mit 7 Flammen des Diabolischen. In der Genesis des AT findet die Schöpfung der Welt durch Gott Vater an 7 Tagen statt, hierzu zeigt Michelangelo seine Umsetzung in der Sixtina in Rom. Und Rom ist von 7 Hügeln umgeben. 7 Tage zählt noch immer eine Kalenderwoche, am 7. Tage sollte man ruhen, das getane Werk betrachten, wie der Bildhauer Hardy Raub uns zeigt. Sitzend auf dem Thron
" und siehe da, es wart gut, das Erschaffene,…" ein Bild, das nicht nur dem Schöpfungsmythos der Bibel entnommen wurde. In mehr als 7 Tagen aber entstanden jene Skulpturen der 7+1 internationalen Künstler. Aber ist diese Kunst des neuen Symposiums 2007 ein Buch mit 7 Siegeln? Nein, es ist nur die Zahl 7 in ihrer Herkunft, Gestalt, Zusammensetzung oder Form, die inspirierend für alle Bildhauer war. So muß doch die SIEBEN eine tiefere Bedeutung haben, wenn Märchen, Mythen und Sagen weltweit bestückt sind mit der Zahl 7. Sieben Wege, sieben Quellen, sieben Köpfe, sieben Raben,…wohl dem, der von der Richtigen trinkt, um zur Erkenntnis der Kunst zu gelangen. Wenn 7 Künstler zu diesem Motto arbeiteten, dann wohl auch ganz bewußt im Jahr 2007. Das Symposium lud gezielt Künstler ein, einige der Künstler sind schon mit ihren Arbeiten auf dem Kunst-Weg vertreten. Zu nennen sind: Hardy Raub, Barbara Neuhäuser, Peter Genßler, Jakub Lewinski, Frank Meyer. Neue junge Künstler, wie Anja Krause, Sebastian Turtl und Norman Zimmeck gesellen sich hinzu, sie fügen sich ein in den Reigen der Kunst. Barbara Neuhäuser, schon vertreten mit dem Vogelstein, greift in ihrer Arbeit auch wiederum das Thema alter Kulturen auf. Peter Genßler, der Hexenmeistergestalter, greift eine spannungsvolle Zahlenfiguration auf, Frank Meyer der Erbauer der Weggerade, setzt wieder auf geometrische Formen, Hardy Raub erschaffte eine weiter Metamorphose, Jacub Lewinski zeigt eine magisch leuchtende Figur. Bekanntes trifft nun auf Neues. Norman Zimmeck verbindet zwei Materialien, Metall und Holz und das Arbeitspaar Anja Krause und Sebastian Turtl, sie vereinigen sich durch ihr gemeinsames Kunstwerk und so werden diese Künstler zu den 7 Glücksgöttern, die uns mit ihrer Kunst beschenken. Fällt so das Manna siebenfach vom Himmel in der Form von Kunst? Vielleicht. Also ist diese Kunst doch kein Buch mit 7 Siegeln? Denn, hier entstanden Holzarbeiten durch mehr oder weniger als 7 göttliche Kräfte. Muß man seine SIEBENMEILENSTIEFEL tragen, um mit dieser Kunst in Kontakt zu kommen? So manch einmal sei es wohl gestattet, mit diesen über sie hinweg zu fliegen. Eventuell wird dann die Magie der Zahlenarbeiten bewußter erlebt und man selbst verführt wird in das ZahlenZauberLand. Erschaffen wurden sehr lebendige Vorstellungen und Variationen zur Zahl 7 und die Fantasien der Künstler haben keine Grenzen gesetzt. So zeigen sie selbst Wünsche, Riten und spielerische Auffassungen, die sich ausdrücken im Holz, in den Spuren und Zeichen. Im ZauberZahlenKreis der 7, hier zeigen sich die Kunstwerke im Park und auf dem Wanderweg. So erfolgt durch die neuen Arbeiten eine Ergänzung und Erweiterung. Auf den Holzoberflächen, die alle unterschiedlich behandelt wurden, mit Feuer, Lasuren, mit Sägen,… tanzen jetzt die eingegrabenen Strukturen auf und im Holz, es entstehen wechselseitige Beziehungen zwischen den Innen- und Außenräumen, den Aushöhlungen und Einschnitten. Hinter den 7 Bergen schläft die Bedeutung der Alchemie nicht ein, die manchem Werk liegt, sondern sie ist lebendig, prall und angefüllt mit Symbolen. Denn, nicht nur das Mittelalter liebe Symbole, Zeichen und Zahlen, wie die Künstler selbst sagen. In der Welt bewegen sich die magischen Dinge eben her und hin, oft waren und sind es verschlüsselte Botschaften, die allerorts Geheimnisse preisgeben, neue Formen und Dinge ans Licht kommen lassen. So hat jedes Detail der Kunstwerke seine besondere Form. Wie schon Thomas von Aquin sagte, stecken hier die Botschaften, versteckt in der Holzhaut der Werke. Denn nichts existiert rein zufällig, nichts ist dem Zufall überlassen worden. So sind auch die Skulpturen der Künstler kein Zufallprodukt. Ihre jeweilige Form ist ihr besonderes Strukturprinzip, ihre besondere Ordnung. Es scheint eine Essenz zu sein, die aus der Zahl 7 kommt. Diese Zahl ist eine Art Vollkommenheit, eine ungerade Zahl, die sich aus 3 + 4, 5+2,… entwickelt. Aber, diese Vollkommenheit, in Form, Gestalt und Ausdruck ist nichts Statisches, sondern sie ist erfüllt mit einer tiefen Komplexität. Gekommen aus der Tiefe, aus der Inspiration eines jeden Künstlers, wirken die Arbeiten im Naturraum und setzen hier Akzente. Und, es sind SIEBEN Künstler auf einen Streich zusammen gekommen. Ob sie sich selbst im Kreis der 7 Planeten befinden, die Erde der Innerlichkeit umkreisen oder sich gegenseitig beeinflussen, ist vielleicht der Kunst selbst abzulesen. Auf jeden Fall führte der Weg über die 7 Sprossen der Fantasie, der Erkenntnis oder der Chakras hinauf auf der Himmelsleiter, ins oberste Charka des Geistes. Die Verbindung zwischen Himmel und Erde beginnt mit der Arbeit von Barbara. Neuhäuser. Der Blick in das Gesicht eines Schamanen läßt Mystisches erahnen. Im Ritus des Feuers läuterte sie sich selbst und zeigt den Weg des Schamanen, ein Blick zum Vogelkopf steht im Mittelpunkt. Der Schamane ist auf dem Weg zu sich selbst, ist geläutert und verändert durch seine silbern wirkende Oberfläche. Er fliegt durch Raum und Zeit. Auf dem Hügel – sein Standort- wird er ins Land blicken und ein mahnender Bote am Wegesrand sein, in Stille zu sehen sein und in die Meditation gelangen, sich der Stufen des Lebens bewußter zu werden. In der für sie typischen Reduktion der Form läßt sie aber auch andere Assoziationen zu. Erlebbar werden die eingegrabenen Spuren, die geradezu sinnlich erfahrbar sind. Peter Genßler schreibt die Form der arabischen Ziffer 7 in den Raum. Starr und fest ist sie hier nicht im Kontext des Mythos zu sehen, sondern zeigt sich als stabile und feste Zahl, die in die Form eines Zylinders gekommen ist. Er fragt sich, woher kommt diese Zahl, warum sieht sich so aus, welche Schwingungen liegen in ihr? Frank Meyer lädt zur Betrachtung der 7 Stelen ein, sie sind gebildet aus einem Spiel mit geometrischen Körpern. Innen und Außen werden beschrieben und aus der Zahl 7 werden Karikaturen für Eigenschaften des Menschen, der sich selbst in der 7 Reihe als Modul im Spiel des Lebens befindet. Angelehnt an die „Faltungen“ von H. Glöckner, lässt er Körper entstehen, die ein besonderes Eigenleben bewahren. Jacub Lewinski entwickelt die 7 aus einer Zylinderform, läßt die Holzfarbe leuchten und zeigt in seiner Arbeit eine spannungsvolle und weibliche Form. Weich und zart erscheint seine farbige Oberfläche. Linien und Ritzungen ergänzen die Oberfläche. Hardy Raub hält Zwiesprache mit der verwirbelten Durchdringung von Innen und Außen. Er zeigt einen Schöpfungsritus, eine Veränderung, eine Metamorphose von Raum und Zeit. In mitten der Form bricht er in den Akt der Schöpfung ein, läßt das jeweilige Tagewerk sichtbar werden, in der Durchdringung von Innen und Außen. Und- siehe- es war gut. Der Sitz, der Thron lädt zur Betrachtung ein, das Werk in seiner Vollendung zu sehen und zu erfahren. Das Künstlerpaar Anja Krause und Sebastian Turtl beschreibt das Leben als Klangkörper mit 7 Seiten, Saiten. Auf dem Holzcorpus spannen sich Seiten/Saiten des Lebens, die das Zentrum der Energien beeinflussen, Stimmungen heben oder senken können. Aus der Magie die magischen Lebensformen aus der Deformierung heraus. Formen für Auge und Ohren lassen die Sinne erkennen. Norman Zimmeck fängt Licht und Wasser in einer Kupferschale auf, die 7 Ecken hat, in 7 Richtungen geht. Eine Vogeltränke, eine Wasserschale, die Licht und Schatten spiegelt. Auf Holz steht diese Schale, die musikalisch wirkt. Leicht und transparent im Naturraum steht. Das Kupfer wird sich verändert und ist einer Veränderung unterworfen. An den 7 Enden der Erde, werden nun die 7 Winde eingefangen, ja direkt eingefangen. Jedenfalls geht der Blick weiter, über Grenzen, über 7 Brücken, über 7 Berge bis ins Tal der Kunst im Hainich, wo man Stufe für Stufe in die Mystik der Zahl 7 eindringen kann, sich verzaubern läßt. Und ein bißchen haben auch wohl hier auch die „7“ freien Künste nachgeholfen, wenn man im Sinne der Geometrie, der Logik, der Rhetorik, der Arithmetik, der Grammatik oder der Musik denkt. So spannen sich die 7 Farben des Regenbogens- als Zeichen des Friedens- über jene Kunstwerke und Landschaft. Oder sind es doch die 7 Säulen der Weisheit? Gewunden in der Bewegung, in Rhythmen, in der Gestalt von Geometrie und oder Abstraktion, so fordern die Arbeiten heraus, über Sinn und Bedeutung der Zahl 7 nachzusinnen. So kann und wird wohl der symbolische Gehalt nicht gleich erlebbar sein, sondern in jeder Sequenz der Gestaltung sichtbar werden und sich natürlich stets verändern. Im Zeichen der 7, in der Spur, in der Reflexion, in der Gesamtheit der Form, wird dann und wann ein mathematisches Spiel beschrieben. Wenn schon Pythagoras sagte, daß Zahlen Schlüssel für die Erkenntnis sind, kann Kunst und Welterfahrung über Zahlen erlebt werden Zahlen scheinen zu ordnen, zu systematisieren und halten Zusammenhänge aufrecht. Im flüchtigen Blick erklären sich Zahlen, Zeichen, Symbole nicht von selbst, vielleicht im Kontext von Licht und Schatten. So erlebt man vielleicht die 7 Himmel bei der Erkundung. Und man genießt so 7 verschiedene Speisen am Tag.
Dann gehen Sie selbst mit 7 Sinnen durch Kunst und Landschaft.
Danke.

Diana Trojca M.A.
Kunsthistorikerin
Erfurt, im Juni 2007

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