Kunstobjekte in der Umwelt, aus der Umwelt, für die Umwelt im 21. Jahrhundert

Der Ort Hütscheroda ist nun schon zum wiederholten Male Ort für ein Bildhauersymposium geworden. Hütscheroda, das früher den wenigsten Touristen bekannt war, hat nun durch seine Skulpturenprojekte an Attraktivität gewonnen. Hatte schon die Errichtung des Skulpturenparks 1996 unter dem Motto " früher fuhr man durch- heute fährt man hin" gestanden, so galt es dieses nun noch mehr zu unterstreichen. Damals wurde der Gedanke und die Idee, Kunst und Landschaft in Hütscheroda zu verbinden, geboren. Nach der erfolgreichen Beendigung des Projektes im Park von Behringen, dachte der Initiator Jürgen Dawo daran, die beiden Orte Behringen und Hütscheroda über den ehemaligen Eilbotenweg mit Kunst zu verbinden. Und dieser Gedanke wurde schließlich im Jahr 1997 realisiert. An diesem landschaftlich schön gelegenen Weg, mit Nah- und Fernsichten zum Inselsberg, auf den Alten Berg oder das Behringer Holz, entstanden damals Arbeiten von 11 internationalen Künstlern. Im Jahr 2000 galt es erneut, einen weiteren Weg mit Kunst zu akzentuieren. Zum großen Wanderweg gesellte sich nun ein kleiner Rundwanderweg, mit Arbeiten, die vornehmlich aus dem Material Holz gestaltet waren. Jene 5 Skulpturen verbinden sich durch die Auswahl des Materials Holz sehr sensibel mit dem Landschaftsraum, der nun auch zum Kunstraum geworden ist. Wenige Monate später entstanden an dem Abzweig der Straße nach Hesswinkel, einem ehemaligen Ort, Skulpturen unter der Leitung des polnischen Bildhauers Stanislaw Bizek zum Thema Mittelalter. Wurde in den letzten beiden Symposien das Naturmaterial Holz bevorzugt, so galt es in unserem Symposium 2001 das Augenmerk auf eine Materialvielfalt zu setzen. Es entstanden Materialgebilde aus Holz, Stein, Metall und Plastik. Umwelt und Umweltschutz waren nun zum Thema geworden. 12 internationale Künstler aus Italien, Polen, Japan, Rumänien und Deutschland wurden von der Jury ausgewählt und zeigen uns nun ihre Skulpturen und Objekte in der Landschaft, am Wanderweg oder hinter dem Herrenhaus. Es sind zuweilen kräftige Akzente, die das Bild der lieblichen Landschaft unterstreichen und die in wechselvollen Spannungen zu ihr stehen. Entstanden sind traditionelle, abstrakte und konzeptionelle Arbeiten, die sich in die Landschaft integrieren, mit ihr eine Symbiose eingehen. Durch das gestellte Thema Umweltschutz und Umweltverschmutzung entstand nun eine facettenreiche Bandbreite von Ideen und künstlerischer Umsetzung. Dabei spielt bei der Auseinandersetzung mit dem Thema in erster Linie die eigene Umwelt eine Rolle, die jedes Lebewesen umgibt. Lebt doch jeder noch so kleine Organismus in Beziehung zur seiner Umwelt. Diese Umwelt kann jedes Lebewesen mit seinen Sinnen erfahren und erfassen, sowohl optisch als auch haptisch. Der Mensch, der sie mit allen Sinnen, dem Geruch, dem Gesicht, dem Gefühl, dem Gehör, aber auch dem Geschmack erfassen kann, sollte sich besonders intensiv mit ihr beschäftigen, denn die neuesten Nachrichten der Presse teilen immer wieder mit, dass es wohl wirklich an der Zeit ist, sich über die Umwelt und deren Erhaltung Gedanken zu machen. Beeinflusst nicht die Umwelt schon das Denken, und Handeln die Menschen und sind wir nicht täglich Umwelteinflüssen ausgesetzt? Aber, wie oft verschließt der Mensch seine Sinne, um jenen globalen Problemen seiner Zeit zu entfliehen. Aber wohin flieht er? Oft in billige Massenunterhaltungen, er denkt auch nicht darüber nach, dass es um den Erhalt von Kultur und Umwelt, ja um deren Weitergabe an folgende Generationen, geht. Wie gut, dass es aber eine Sprache in der Welt gibt, die über Generationen hinweg und von vielen Kulturen verstanden wird. Die Sprache der Kunst. Die Kunst, die zum Schlüssel der Verständigung wird, beweißt diesen Fakt schon seit dem Beginn der Menschheit und seit dem Beginn der ersten künstlerischen Äußerungen, die sich in mehr als 10000 Jahre alten Felsritzungen und Zeichnungen zeigt. In jenen frühen Kulturen der Eiszeit, der Azteken, der Ägypter, usw. spielte das Zusammenwirkung von Mensch, Natur und Umwelt eine große Rolle. Der Mensch lebte im friedlichen Einklang mit ihr, mit dem Stand der Sonne, mit dem Verlauf der Tages- und Jahreszeiten. Er richtete sich nach dem Verlauf der Gestirne, die für ihn damals noch nicht wissenschaftlich zu erklären waren. Also sah man in bestimmten Erscheinungen in der Natur die Göttergewalten, den Zorn oder die Freude eines Gottes über die Menschen. Altäre wurden zur Opferung für die Götter gebaut. Das Rauchopfer sollte den Göttern wohl tun, und der Geruch ihre Gemüter besänftigen. Hat nicht der italienische Bildhauer Fabrizo Dieci seiner Arbeit den Titel " The last Altar" gegeben, um uns vor Augen zu halten, dass es wirklich Zeit ist, alle Sinne und den Verstand einzuschalten, sich mit der Umwelt zu beschäftigen? Sein Marmorblock begrüßt den Besucher gleich vor dem Herrenhaus, und das Wasser rinnt über den Stein, als Zeichen des Lebens. Wasser ist im Lebenskreislauf für jedes Lebewesen Grundlage und lebensnotwendig. Aber, wie viele Gewässer sind durch unachtsame Handlungen durch Menschenhand verunreinigt worden. Der Ausblick durch das in den Block geschnittene Fenster lässt die Hoffnung aber nicht aufgeben, doch hier etwas verändern zu können. In der Verbindung der Materialien Stein und Wasser zeigt Dieci, dass belebte und unbelebte Komponenten hier zusammen treffen. Jener aufgerichtete Stein ist wohl zu einem Ort geworden, an dem durch die Verbindung mit Wasser, die Erinnerung, aber auch die Mahnung an die Bedeutung von Leben abzulesen ist. Hier wird die feindliche Macht der Umwelteinflüsse
ferngehalten und im Fenster des Marmorblockes behütet, wie das ewige Feuer eines Tempels in der Antike. Das die Umweltverschmutzung mit fortschreitender Jahre weiter zunimmt, ist nicht neu. Die Luft wird durch Stickoxide, Schwefeloxide oder Schwermetalle belastet, die in den Lebensraum des Menschen treffen. Schadstoffe werden nicht nur von Tieren, sondern auch von Pflanzen absorbiert und gelangen dann in den landwirtschaftlich genutzten Raum. Auch hier kommt es wiederum zur einer Wechselwirkung zwischen dem Menschen und den Landschaftsraum, denn der Mensch nutzt die Erträge der Landwirtschaft und das oft von Umwelteinflüssen beeinträchtigte Wasser beginnt seinen Kreislauf. Der Lebensraum Wasser wird von der Luftverunreinigung beeinträchtigt, aber auch von der Industrie, die ihre Produkte für den Menschen produziert. Ressourcen aus dem Lebensraum Boden, wie Öl, Kohle oder Mineralien beginnen ihren Weg durch die Industrie, geben wiederum bei ihren chemischen Prozessen Gifte an die Umwelt ab, der Kreislauf beginnt und endet nicht. (Vgl. Bertelsmann Lexikon. Band 14. Gütersloh 1997. S. 337 ff.) Aber diese Prozesse sind oft nicht sichtbar. Ihre Auswirkungen sieht man aber sie selbst bleiben den Sinnen verborgen. Der Künstler Georg Laschinger hat mit seinem Kunstobjekt den Versuch unternommen, Umwelteinflüsse sichtbar zu machen. Mit Hilfe seiner fünf Objekte zeigt er einen "unsichtbaren Befall", der sich " wie Pestbeulen oder Eitergeschwüre in der Landschaft zeigt" (G. Laschinger) Seine Polycarbonatobjekte sind in ihrer Höhe ca. 80 cm. für den Betrachter durch ihre Transparenz heute noch kaum wahrnehmbar. Diese werden aber im Verlauf der Zeit, den unsichtbaren Befall sichtbar machen, wenn sich an den Oberflächen jener Objekte Spuren der Umweltverschmutzung zeigen werden. Dieses leicht verformbare Material ist aus einem Stoff entstanden, mit dem wir uns täglich umgeben, dem Kunststoff. Dieser thermoplastische Kunststoff mit seiner guten Wetterbeständigkeit ist für die Industrie unverzichtbar für die Herstellung technischer Formteile oder Gebrauchsartikel. Jeder kennt die vielfältigen Produkte aus Kunststoff, die oft achtlos in die Umwelt geworfen werden und diese dadurch belasten. Laschingers Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, sich über den unsichtbaren Befall klar zuwerden, der über Generationen hinweg den sicheren Weg zur Vernichtung der Art führen kann.

Bewahrung und die Erhaltung der Umwelt steht auch in der Arbeit des japanischen Künstlers Hiroshi Teshmia, der mit seinem Korb für Steine, das Naturmaterial Stein in ein Industriematerial dem Stahl zu verbinden versucht. Hiroshi zeigt in seinen Arbeiten, die er oft in kubischen Formen gestaltet, Objekte, die den Natur- und Landschaftsraum akzentuieren. Er versucht dabei auf das in der Natur vorkommende Material einzugehen. Hier sind es Steine aus dem Hainich. Dabei sagte er selbst: " erst jetzt, da ich in Deutschland lebe und arbeite, kann ich meine Kultur und deren Bewahrung für mich besser verstehen, dass es wichtig für mich ist, von der Heimat entfernt zu leben, um über deren Schutz nach zudenken".

Hartmut Wolf, Bildhauer aus Deutschland, sieht die Sicht auf die Dinge ganz anders. Er zeigt ein Ohr, das an einem Baum lehnt in überdimensionaler Größe. Der Gehörsinn lauscht den Regungen der Natur und erinnert uns daran, dass diese belebte Natur nicht nur vom Mensch, sondern auch von den Pflanzen und Tieren ausgemacht wird. Sein Ohr
steht auf dem Metallständer und neigt sich an den Baum. Scheinbar hört es in ihn hinein, wie er atmet und langsam abstirbt oder lebt? Das Ohr, das ein sehr empfindliches Organ ist, wird durch die ständige Lärmbelastungen, durch Kraftverkehr, Industrie usw. hoch belastet. Und jeder weiß, dass fortwährende Lärmbelastung zu gesundheitlichen Schäden führen kann. Schon Jugendliche, die regelmäßig in Diskotheken gehen, wird im Laufe ihres Lebens ein Hörverlust prophezeit. Auch hier kommt der Befall schleichend und still, ist nicht gleich erkennbar. Aber mit Spätfolgen muss gerechnet werden. Jenes große Ohr nimmt die Umwelteinflüsse nur zu deutlich war. Dass Hartmut Wolf sich einen Platz an der Linde ausgesucht hat, erklärt er mythologisch. Waren doch die Alten Philemon und Baucis in einer armen Hütte gemeinsam alt geworden, hatten sie auch den Wunsch, gemeinsam zu sterben. Zeus und Hermes, die bei den beiden Alten zu Gast waren, erfüllen ihre Bitte und sie starben gemeinsam, lebten aber fort in einer Linde und Eiche. Sollten die beiden in Beziehung stehenden Bäume uns von ihrem Leben und Schicksal verkünden, so wollen wir doch einmal in sie hineinhorchen, dann hören wir vielleicht die mahnende Stimme von Baucis, die sich in den rauschenden Blättern offenbart. Ein schwebender Trichter in der Landschaft von der jungen Bildhauerin Iris Zogel zieht die Blicke auf. Mit einem Stahlgerüst und dem mit Weiden geflochtenem Korpus und dem im Inneren angebrachtem Propeller macht sie direkt auf die Verschmutzung in der Luft aufmerksam. Ist doch der Hauptverursacher der Luftverschmutzung die Industrie und die Energiewirtschaft, aber auch der Kraftverkehr. Zu den wohl bedeutendsten Luftverunreinigen zählt der Staub, Schwefeloxide, Stickstoffoxide, aber auch Kohlenmonoxide. Laut Presseberichten nimmt die Höhe der Luftverschmutzung immer weiter zu. Da der Mensch durch diese Einflüsse stark belastet wird, ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie man dem Problem entgegentreten kann. Ein überdimensionaler Luftfilter nimmt die Luft auf und lässt diese gereinigt in den Hainich, der ja Nationalpark ist, zurückströmen. Dieser Trichter, der, so denke ich, auch als mahnendes Zeichen betrachtet werden kann, regt zum Überlegen an. Bevor wir irgendwann doch nur noch unter "Glasglocken" durch die Natur - Umwelt gehen können. Anamaria Serban ist eine junge rumänische Künstlerin, die einen Naturstein umgeben mit einem Stahlgerüst in die Landschaft stellt, als wolle sie die Natur schützen und bewahren. Der Stein, der fast wie ein Findling in jenes Skelett gepresst wird, scheint von Umwelteinflüssen bedroht zu sein. Aber hier wurde auch der Versuch unternommen, etwas zu bewahren und der Nachwelt als Kunst sichtbar zu machen, was einmal ein Baustein der Natur gewesen ist. Auf dem Wanderweg in der Nähe der Arbeit der "Leibräume" wurde eine neue Arbeit der Bildhauerin Beate Debus eingefügt. Sie zeigt von außen eine kompakte Form und im
Inneren eine zarte Gestaltung das "Rückrades" der Natur. Dass das Rückrad der Natur wichtig ist für alle Lebewesen, zeigt die Skulptur von Beate Debus nur zu gut. In groben herausgesägten Spuren, die farbig gefasst wurden, hat sie im Inneren der Arbeit das feine und grazile Rückrad der Natur, aber auch des Menschen dargestellt. Der Stamm, den sie
bearbeitet hat, ist von ihr verletzt worden mit ihren Spuren. Sie hat ihre Spuren gesetzt und ihre Kerben werden zu Malen. Mit großen Schwüngen bringt sie malerische Akzente auf die Oberfläche der Skulptur, der wie von Adern durchzogen wird. Hierbei entwickelt sie einen starken Materialkontrast, der durch seine schwarze Farbe etwas Mythisches oder Bedrohliches an sich hat. Das zarte Innere steht in einem wechselvollen Kontrast zu der groben Außenform und steigert die Spannung in der Arbeit. Erst, wenn das Rückrad verletzt worden ist, ist der Verfall nicht mehr aufzuhalten, deshalb wohl der Schutzmantel, der es beschützt und behütet. Jener Durchbruch, jene zarten Formen werden zu einer Offenbarung für sie und für den Betrachter. Die Welt ist aus der Balance geraten. Der Mensch als Hauptverursacher der Umweltverschmutzung soll sich in der Arbeit der in Hessen geborenen Künstlerin Ortrud Sturm als Leidender und Verursacher sehen. Er ist das Modul in einer Kette und verantwortlich für die Weitergabe von Leben, aber auch von Umwelt und Natur. Die untere Stabilität der Arbeit wird in der nach oben strebenden Höhe immer mehr instabil. Der Turm beginnt zu wanken und das ökologische Gleichgewicht beginnt zu kippen. Die Missachtung des Umweltschutzes führt dann dazu, dass das natürliche ökologische System zerstört wird. Durch Abholzung von Wäldern oder Umleitung von Flüssen kommt es zur bedingten Versteppung und Wüstenbildung und diese werden begleitet von einer Klimaveränderung. (Vgl. Bertelsmann Lexikon Band 4. Gütersloh 1997. S.340 ff.) der Mensch ist nun gezwungen, über solche Vorgänge nachzudenken und sich als ein Modul im Kreislauf der Ökologie zu sehen. Wenn er als Teil seiner Umwelt es vermag, sich mit zu verzahnen, dann kann er das Umkippen aufhalten, aber in der Arbeit wird sichtbar, dass dieser Prozess wohl nicht aufzuhalten sein wird, denn das letzte Modul greift gedanklich schon zum nächsten. Ortrud Sturm beschreibt den Akt der Balance, aber auch die Hybris des Menschen, die er schon bei dem Baum des Turmes zu Babels hatte. Dirk Richter aus Leipzig zeigt mit seiner Arbeit " 8 m3 Hainich, die tatsächlich "aus dem Wald" geschaffen ist, wohl eine positivere Botschaft. Gesammelte Äste und Stämme bringt er in der Form eines Kubus zu einer Skulptur, die in der Landschaft des Hainichs eines starken Akzent bildet. Einmal durch ihre Form, die nach außen geordnet ist und ein andermal durch ihre Farbigkeit. Der Körper, der aus einer wilden Masse und zusammengefügten Ästen mit unterschiedlichen Gabellungen besteht, wurde unter seiner Hand zur Ordnung geführt. Erinnert er nicht dabei auch an die Gestaltung der wüsten Natur in einen geordneten Park? Es ist in seinem Fall eine gewachsene Masse, die er zusammen konstruiert und in eine gewünschte kubische Form bringt. Mit der Signalfarbe Orange zeigt er nicht nur einen interessanten Farbkontrast, sondern auch einen Materialkontrast. Das Grün der Landschaft steht nun in Korrespondenz mir dem Orange des Körpers. Zwei Sekundärfarben gehen ein wechselvolles Spiel miteinander ein. Das Material Holz
kehrt in den Kreislauf der Natur zurück und steht als Wegzeichen in einer künstlerischen Form am Waldrand.

Udo Richter zeigt keine solitäre Arbeit, er begibt sich mit seinem Objekt in den Wald in eine Gruppe von Bäumen, die zunächst still nebeneinander zu stehen scheinen. Wären da aber nicht seine Verwandlungen eines Baumes, könnte der Betrachter glauben, es gäbe gar keine Metamorphose von ihm. Udo Richter gestaltete einen Stamm mit Metall und zeigt in seiner Gießtechnik den direkten Eingriff in das Leben eines Baumes. Er schälte ihn ab und fügte mit seinem heißen Metall diese Flächen ein. Es sind Narben geworden, die sich tief in das Innere des Baumes ziehen. Zwei Pole - Natur und Technik - liegen aufeinander und beeinflussen sich. Gegen die Naturformen stehen die technisierten Formen. Seine Relikte von Maschinen hängen im Baum und scheinen ihn zu bedrohen. Die Macht, ja die — übermacht der Technik nimmt zu und wird ihn vernichten, obwohl die ästhetische Gestalt, das Technoide in Baum ihn zu erhöhen vermag. Der Mensch in seiner Bedrohung durch die Umweltverschmutzung ist zum einen der Leidende, aber zum anderen auch der Verursacher der Umweltprobleme. Dem natürlichen Ökosystem mit seinem Kreislauf ist der Mensch unterworfen. Seit der Frühgeschichte lernte er nun, in jene Systemabläufe einzugreifen. Damit befriedigte er zwar seine Bedürfnisse, aber damit begann auch schon der Schritt, dass er lebensfeindliche Bedingungen verursachte. Überall in der Welt ist es dem Menschen zu "verdanken", dass Boden und Gewässer leiden. Stefan Ester aus Füssen versuchte in seiner Darstellung des Menschen, der zwischen vier schwarzen Stelen steht, dieses Problem aufzugreifen. Sein Mensch wird bedroht und
ist nun der Leidende. Er steht umgeben von vier schwarzen, man möchte meinen verbrannten Stelen, die zum einen die vier Himmelsrichtungen darstellten, aber auch die vier Elemente. Die vier Himmelsrichtungen zeigen nur zu gut, das in allen Erdteilen sich der gleiche Prozess vollzieht; die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft zeigen genau die vier vom Umweltschmutz bedrohten Elemente. Der Mensch versucht nun wie aus einem Labyrinth mit den Flügeln des Dädalos zu entkommen und hat sich in der Form schon überlängt. Der Mensch in seiner gekalkten Oberfläche steht mit seiner Intelligenz unfähig dem Universum gegenüber. Lidia Rosinska aus Polen ist nun die zwölfte im Bunde und verbindet alte und neue Kulturgedanken miteinander. Was uns Findlinge und alte Runensteine oder Menhire zu sagen haben, ist für uns heute in der Zeit der Technik und der Medien oft unverständlich. Wir müssen erst in sie hinein hören, um sie zu verstehen. Ihre Sprache ist eine andere. Zwei große Steine stehen aufgerichtet mit Ästen und Zweigen verbunden in der Landschaft. Der eine Stein scheint fast unbearbeitet, der andere bis ins Feinste gestaltet. Seine Oberflächen bilden einen wechselvollen Kontrast. Verbunden werden die Steine der alten und neuen Kultur durch Äste, die das Gedankengut zu übertragen scheinen. Belebte und unbelebte Natur berühren sich und bekommen einen ästhetischen Reiz. Wie ein mahnendes Zeichen erhebt er sich in der Landschaft. Vielleicht sind wir als Kunstfreunde und Betrachter doch Kinder von Deukalion, der Steine säte, die fruchtbar wurden. Und hier in jenen Arbeiten Orte suchen und finden, die uns Kraft verleihen mit Hilfe der Kunst, Zeichen zu setzten, dass es sich lohnt, sich für Natur und Umwelt ein zusetzten.

 

Diana Henkel, Kunstpädagogin Erfurt im Juni 2001

zum Seitenanfang