Malen gegen Leiden und Vergessen

Hof Akkerboom zeigt Werke des polnischen Malers Zdzislaw Lachur

 

Kiel – Leidende Gesichter, Judensterne und geschundene Körper, Gewehre und die Fratzen der Peiniger: In seiner Malerei führt Zdzislaw Lachur (1920 – 2007) Täter und Opfer zusammen, verdichtet Symbole und Zeichen zu expressiven, assoziativen Bildgeschichten, die ihre Anklage herauszuschreien scheinen. Fein getuschte Details treffen auf krude, grob gesetzte Pinselstriche und evozieren Spannungsvolle Gegensätze. In Deutschland kaum bekannt, wird der polnische Künstler in seiner Heimat in einer Reihe mit Picasso und Chagall genannt. In der Galerie im Hof Akkerboom präsentiert Tamer Serbay unter dem Titel Bilder eines Augenzeugen – Eine Ausstellung gegen das Vergessen Arbeiten Lachurs aus der Sammlung Jürgen Dawo. „Es ist vielleicht eine ungewöhnliche Ausstellung für diese Galerie, aber ich dachte, sie musste sein – als Fanal gegen die Gewalt“, so Serbay. Hautnah hat Lachur, selbst ohne jüdischen Hintergrund, das Leiden der Juden miterlebt – als junger Mann wohnte er in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ghetto Sosnowiec. Die Verfolgung und Vernichtung der Juden, für deren Religion und Kultur er sich stets interessierte, wurde zum Hauptthema seiner Kunst – das israelische Institut Yad Vashem verlieh ihm dafür 1979 die Anerkennungsmedaille. „Er fühlte sich von Gott berufen, gegen das Leid zu malen und hat diesem Thema sein Leben geopfert“, sagte Dieter Kaufmann, der das Ouevre des Polen in einem Bildband dokumentiert hat. Lachur, der in den 40er Jahren an der Akademie der bildenden Künstler in Krakau studierte, malte wie besessen – auf Zeitung und Packpapier, sogar auf Schranktüren. Brennende Kirchen und Synagogen sind ein wiederkehrendes Motiv, so wie Misshandlungen und Erschießungen. So düster die Bildthemen, so karg ist die Farbigkeit – zwischen dominierendem Schwarz und Weiß setzt sparsam verwendetes Rot oder Grün leuchtende Akzente. Wie Kaufmann hat auch Jürgen Dawo den Künstler persönlich kennen gelernt. „Ich war gleich fasziniert von seiner ungewöhnlichen Bildsprache“, so der Sammler aus Erfurt, dessen Hängung eine Chronologie vom Beginn des Krieges über den Leidensweg der Juden bis hin zu Widerstand und Versöhnung beschreibt. Bis heute hält diese Faszination für ihn an: „Manche Bilder glaube ich zu kennen. Doch dann entdecke ich wieder neue Einzelheiten, die dem Betrachter eine weitere Dimension erschließen. „ sth