Laudatien

Einführende Worte zur Enthüllung der Jubiläumsskulptur
von Herbert Mehler am 17.6.06, 14 Uhr in Behringen

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kunst im öffentlichen Raum,
mein lieber Herbert Mehler,

Es begann mit dem Thema einer Grenzüberschreitung. Einem Thema, welches zum Slogan für das 10. Kunstsymposium wurde. Man suchte nach einem besonderen markanten Zeichen und hat dieses auch gesetzt. Die Spurensuche beginnt dort, wo man sich einlässt- mit Kunst, Natur und Umwelt. Das haben schließlich die letzten Symposien immer wieder bewiesen. Zum 10. Skulpturenprojekt „ Grenzüberschreitung“ entstand der 3 m hohe „ Spindelbaum“ von Herbert Mehler aus Franken. Sichtbar hat er ein Zeichen gesetzt, ein Symbol aufgestellt und eine Fläche dadurch neu markiert. Der Ort Behringen, an der B 84 gelegen, klein oder mittelgroß, vom Hainich umgeben, von Feldern, die in ihrer Klarheit Horizonte berühren, neue definieren, ist seit 10 Jahren ein Kunstort. Er ist ein Ort geworden, an dem Kunst erlebt werden kann; Im Spannungsfeld von Natur und Landschaft, die reizvoll und poetisch ist. Behringen ist auch ein Ort der Stille, der Ruhe und Muße, eben ein besonderer Ort. Ein Ort der Kunst eben. Kunst und Behringen sind seit 1996 eine Synthese eingegangen, sind eng verwoben und verwachsen. Aus dem Boden erwächst nun hier eine Stahlarbeit, eine Fruchtform, eine Blütenform, ein Konglomerat aus Technik, Natur und Kunst. „Es wird zum Traum-Zeitbild der Gegenwart; „ wie Mehler sagt.1 In Zwiesprache mit dem alten wiedererrichteten Schlossbau, geht sie als solitäre Skulptur einen Weg, der sie zur Markierung- zur Wegemarkierung- werden lässt. Hier berühren sich- eben grenzüberschreitend- Zeiten und Epochen. Im Spannungsfeld der Renaissancearchitektur steht jetzt Moderne Kunst, in Zwiesprache mit den Häusern des Ortes und der Geschichte wirkt sie in die Gegenwart von Behringen. Der „Spindelbaum“ von Herbert Mehler setzt ein Zeichen, er wird ein Symbol, er stellt Fragen und gibt Antworten. Auf Spurensuche war der Bildhauer, und er zeigt in der Faltung des Metalls - im Licht und Schatten besonders wirkungsvoll- seine Linien und Zeichen, die durch Lichtveränderungen immer wieder neue Licht/Schatten/Formen definieren. Der gewählte Standort verleiht dieser Arbeit Würde und nicht zuletzt Dauerhaftigkeit, obgleich die entstehende Patina, die Arbeit verändern wird. Der „Spindelbaum“ ragt aber auch in den Himmel, fast unendlich und ziellos. Er kann durch seine Form zum Symbol für Leben und Tod werden, für Mann und Frau, wenn man in seiner harten Faltung Männliches sieht, in seiner konischen Form Weibliches, so sieht man die Facettenhaftigkeit aller Menschen, unterschiedlicher Generationen. Er wird zum Synonym für Weltoffenheit und Toleranz. Totes Metall beginnt seine Auferstehung, Lebendiges wird zum Himmel transformiert. Entstanden ist so ein endloser Kreislauf, geboren aus den Gesetzmäßigkeiten der Natur. In diesem festen Material bündeln sich Kräfte, in der Stille und Ruhe wird der Puls des Stahls sichtbar. Ein ewiger Zeitraum von Metamorphose dreht sich spindelartig nach oben. Herbert Mehler bündelt immer wieder unsichtbare, aber schier endlos wirkende Energien, in seinen gefalteten Arbeiten, die „mit der Hand“ erzeugt wurden.2 Diese Kraft und Dynamik verleiht er seinen Arbeiten, die sich nicht in der Faltung auflösen, wohl aber einen spannungsvollen Rhythmus beschreiben. Das Symbol einer Frucht, eines Keims verjüngt sich. Der innere Hohlkörper behütet in sich ein Geheimnis; unsichtbar drängen die Kräfte nach außen, die unter der Wucht des Materials festgehalten werden. Die Wölbung zeigt Fruchtbarkeit und Sinnlichkeit; jedoch in der Form einer Erstarrung. Mehler nähert sich immer zu nächst der Natur, der Spindelbaum, der hier makroskopisch in 3m Höhe zu erleben ist, er berührt den Grenzpunkt der Ferne und Weite. Die rosaroten Fruchtkapseln des Pfaffenhütchens- gehörend zur Familie des Spindelbaums- sind giftig und doch von Besonderheit.3 Der Same springt aus der Form und leuchtet in Orange, wie weithin sichtbar dieser Spindelbaum jetzt zu erleben ist. Einer großen Frucht gleich wächst er, setzt der Bildhauer auf die Natur- Form, die wechselvolle Spannungsmomente auslotet und früher für die Herstellung von Spindeln tatsächlich gebraucht wurden. 4 Diese Frucht, diese Form kann durch die Kannelierung aber auch säulenartig gedeutet werden. Der stehende Raumkörper, der stehende Strahl, die Säule oder die Wegmarkierung wird schließlich zur Metapher von Leben und nicht zuletzt zum Symbol der Mitose- Zellteilung. Dieser Teilungsprozess steht in der Anaphase, die Tochterzellen sind in der Innenhaut; ja sie verschmelzen mit der gesamten Form, zu einer Form, die grenzenlos wirkt, inspiriert von der Natur, verwandelt zur Technik und Skulptur, setzt diese Arbeit ein Zeichen. „ So verläuft die Mitose eigentlich in zwei Schritten, erst wird der Zellkern geteilt, dann das Zellplasma.“5 Diese Längsspaltung ist jetzt makroskopisch zu sehen. Ob sich nun- im Inneren der Spindel eine unsichtbare Bewegung vollzieht, kann nur erahnt werden. Obgleich sich die Spindel schon in der Metaphase bildet, beginnt hier die Erstarrung der beiden Phasen der Mitose.
Räume und Zellen werden neu abgebildet; ja durch Objekte oder Skulpturen stets neu definiert, sie erhalten neue Schwerpunkte und lassen ein neues Spannungsbild entstehen, im Kontext der Mitose, dem Spindelbaum, lässt sich nun eine Kleinstzelle der Natur erkennen. Mit der Aufstellung der Arbeit von Herbert Mehler aber wird ein anderer Aspekt verfolgt. Jene Arbeit steht nicht in der Landschaft, sie fügt sich nicht ein in die schwingenden Formen des Naturraumes, sondern sie steht vor dem Schloss in Behringen. Es wird durch die Aufstellung eine Brücke geschlagen, die Zeiten verbindet, die Kunst und Architektur miteinander verbindet.
Mag man den zystologischen Hintergrund wegdenken, dann bleibt die gleichmäßige Bewegung und Drehung, „so gilt nun die Spindel als Symbol der Sexualität“.6 Die Wiederkehr in ihrer Bewegung lässt auch eine Veränderung zu, das Schicksal der Parzen(Schicksalsgöttinnen) ist unehrbitterlich.7 Wenn nun aber der Baumtopos des Pfaffenhütchens zu dieser Ikonografie kommt, dann scheint die Grenze überschritten zu sein, zwischen Tod und Leben verwandelt und der Baum des Lebens und erblüht jetzt im Stahl? In Stahl? In diesem festen Werkstoff entsteht Leben, ja werden Energien gebündelt und abgebildet. Mehler versucht, kosmische Bereiche zu verbinden, die die unsichtbaren Kräfte der Erde in der Arbeit zusammenführen. Trotzdem wird es hier kein kultisches oder göttliches Bild gezeigt, wohl aber ein Zeichen aus der Natur kommend, transformiert.
Ein Symbol, aufragend, sich verjüngend und in den Raum greifend, so begegnet man der Objektskulptur von Herbert Mehler. Eine Frucht aus Metall, entstanden aus Stahl, sie markiert jetzt eine Fläche. Darin verborgen liegt nun das Geheimnis von Kunst und Natur. Sie verlockt zur Betrachtung und setzt einen neuen Akzent. In der Kunstgeschichte sind ähnliche Symbole bekannt. So erinnert sie- entfernt- an die Form eines Pinienzapfens. Das Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, es gehörte auch zum Thyrosstab des Bacchus.8 Zwischen Zeiten, in der Natur, so beschreibst du – lieber Herbert- die Natur auf andere Art und Weise. Es ist immer eine Annäherung an die Form, ein Suchen und Ergründen der Materialien, wenn sich hier verschiedene Ebenen verschmelzen, die zu Kunst und Natur werden. Schönheit und Berührungspunkte in Zwischenformen und Zwischenstadien ganz bewusst in der Gegenwart abbilden, um das Gegensätzliche zu zeigen, die Welt in der Ganzheit ganz bewusst auszuloten und ihr immer wieder auf neue Art und Weise zu begegnen. Im Kontext eines Renaissanceschlosses steht nun hier eine bewusste organische Form, die in ihrer Größe (3 Meter) in Stahl die Akzentuierung des Schlossplatzes übernommen hat. Im Einklang mit dem Raum, der Fläche vor der Architektur beginnt sie einen Schwerpunkt zu setzen. Wenn nun das Thema des Symposiums: Grenzüberschreitung ist, so gilt es hier, Grenzen und Grenzräume zu überschreiten, einzutauchen in die markante und statische Form einer Skulptur, die in Form und Gestalt zu einer Besonderheit wird. Für den Bildhauer Herbert Mehler spielt das Organische Prinzip in den Arbeiten eine Rolle. Er nähert sich Formen der Natur, verfremdet sie und setzt in der maximalen Form ein Motiv in den Raum. So lässt Mehler seine Objektform einem stehenden Strahl gleich werden, der in seiner Form zum Sinnbild einer Unendlichkeit werden kann, in der grenzenlos die Urkräfte männlicher und weiblicher Schwingungen zu Tage kommt. 9 So verbinden sich hier, mit der Aufstellung der Arbeit Natur und Kunst im vollsten. Die Tochterzellen verstecken sich in der Innenhaut, verschmelzen zu einer sichtbaren Form, die standhaft zu erleben ist. Natur und Technik umkreisen sich und gehen hier eine Symbiose ein. So knüpft diese Arbeit an an das künstlerische Schaffen von Mehler, der Technik und Naturformen immer wieder zusammenführt. Er sagt: Die Inspiration kommt aus der Natur, die Natur ist mir Vorbild und an ihr orientiere ich mich.“10 So kommen alle Objekte aus der Natur und werden zum Sinnbild für Leben. Mit dieser Arbeit setzt er zum 10. jährigen Symposium einen Akzent, der die Dauerhaftigkeit und die Bedeutung stark unterstreichen soll. Dass es Kunst zu bewahren gilt, dass Naturräume geschützt werden sollen und in der Mitte der Formen noch manches Geheimnis entdeckt werden kann. Verborgen, unter der äußeren Schicht treffen sich Dinge, die nicht gleich erlebbar sind.

„ Um den verborgenen, göttlichen Sinn eines Symbols näher zukommen, muss es tiefer erfahren werden.“11(C.G. Jung.)

In diesem Sinne erkunden Sie die Skulptur, die in der Tiefer ihrer Sinnschicht wirken kann.

Diana Henkel-Trojca M.A.
Kunsthistorikerin
Erfurt, im Juni 2006.

 

 

 

Einführende Worte zur Einweihung der Arbeiten zum 10. Symposium in Hütscheroda am 17.6.06

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde,
werte Künstler und Gäste,

Hütscheroda das 10. Skulpturenprojekt „ Grenzüberschreitung“

Grenzüberschreitung, Grenzen, Grenzgänger, Grenzprodukt, Grenzwert- schier endlos ist die Wortzusammensetzungen zu diesem Wort.1 In Semantik und Gebrauch sind sie bekannt, weltweit und global. Die Trennungslinie zwischen Bereichen und Gebieten ist markant. Grenzzeichen stecken Eigentum und Besitz ab.2 So dürfen laut Strafrecht, „keine  Grenzmarkierungen weggenommen werden, versetzt oder verrückt werden.“3 Herrschafts- und Hoheitsgebiete treffen sich aber- zu Wasser- hin und wieder. Im Talweg oder der Mittellinie eines Flusses sind abgesteckte Gebiete sichtbar.4 Das Grenzmerkmal kann ein  Zwischenraum, ein Winkel, eine Mauer oder Hecke sein. Grenzenlos lebten nur die Minoer.5 Still und friedlich, bis die Mykener Einzug hielten. Still und friedlich- entstand die Idee zum Symposium. Offen waren wir für ein internationales Treffen von jungen Kunstfreunden, die nun grenzüberschreitend arbeiteten, es beginnt nun durch Kunst der Dialog der Kulturen und Generationen. Das sich damit das 10. Symposium Weltumfassend zeigt, sieht man. Man bemerkt die Ernsthaftigkeit der Themen, die auch Grenzsituationen ausloten, die Künstler versuchen, diese in Formen und Zeichen zu bringen. Denn oft hält sich der Vanitasgedanke versteckt, dann carpe diem et memento- mori. Das Haus Europa hat sich nun Anfang der 90 er Jahre geöffnet. Einstige Grenz-Wege können jetzt fast immer frei passiert werden, sie sind nicht mehr verstellt durch unzählige Schlagbäume. Ungehindert treffen sich Menschen, überall findet reger Austausch statt, in Musik und Kunst. So bildete sich einst auch in New Orleans die Straßenmusik, auch das war eine Grenzüberschreitung. An jedem Ort, egal, ob Ost oder West, treffen Kunst und Kulturen aufeinander, lassen das Gesamtbild einer Gesellschaft „farbiger“ werden. Nicht zuletzt haben diese beiden Bereiche schon früh in der Kunstgeschichte Barrieren überwunden. Grenzenlose Freiheit für Kunst und Kultur? Nein- ein Wunschtraum für Künstler und Kunstfreunde, aber, die Sprache der Kunst wird überall verstanden. Aber Grenzen sind manchmal auch wichtig, ja sogar nützlich, um ein Gebiet abzusichern, zu  schützen und zu bewahren. Der Hortus Conclusus ist dann vielleicht in machen Fällen bedroht? In dem die Mystik des Mittelalters lag, später das Geheimnis, noch später vielleicht die Loge der Freimaurer, wo es galt Mystik und Spiritualität zu erleben. Oder eröffnet die Grenzöffnung eine neue Dimension für Neues, wo Dinge geschehen, die nicht mehr verschwiegen  passieren. Die Mauer der mittelalterlichen Gedanken ist gesprengt, wenn man die interessanten Modelle, Objekte und Skulpturen der jungen internationalen Künstler sieht, die in 6. Arbeitsgruppen zu einem Selbst gewählten Thema mit einem Betreuer arbeiteten. Es treffen hier unterschiedliche Generationen und Kulturen aufeinander, abgelegt wurden aber auch sprachliche Barrieren. Sie gingen einen gemeinsamen Weg. Wohin führte er? Zur Kunst, zu der Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten; in Holz und Stein, aber auch Metall. Den Motiven und Formen sieht man Themen an, dass diese grenzüberschreitend sind. Diese haben sich eingegraben in Spuren, in Zeichen, in Holz oder Stein. Es sind Themen zu sehen, die weltumfassend auftreten und paneuropäisch existieren wie: Gesundheit und Drogen; Leben und Tod;  Generationsprobleme; Freiheit; Open Windows und Baumorakel, so zeigen die Themen sich in Motiven, in Zeichen und Spuren. Ein Jugendgesamtkunstwerk entsteht so, im Dialog mit den Kulturen, mit Fremden, die zu Freunden und Kollegen werden, eben ein Ziel verfolgen, sich über Kunst zu entäußern. Das Kunstwerk veränderte sich stetig, auch die Künstler, die ein gemeinsames Werk „bauten“; veränderten sich, waren einer Metamorphose unterworfen. Die Kulturen tanzen in Spuren, Piktogrammen und Symbolen jetzt miteinander, dann reicht euch die Hände zur Freundschaft und zum Frieden. Hier gibt es keine Schwierigkeiten der Akzeptanz und Verständigung mehr. Kein Turmbau von Babel hindert die Verständigung und Akzeptanz.  So wurden Toleranzgrenzen ausgelotet. In den Arbeiten zeigen sich aber auch persönliche  Dinge wie: Grenzenlosigkeit, Hoffnung, Traum, Tod und Liebe. Neue Horizonte werden berührt  in Einzelskulpturen und Gruppenarbeiten. Der Austausch von Gedanken beginnt immer wieder. Ein Suchen nach Formen, nach den Gemeinsamkeiten in der Kunst, plötzlich findet man Grenzpunkte. Jeder kommt in eine Grenzsituation. Karl Jasper beschreibt es, durch Zufall, Tod, Leiden, Schuld, Verlustangst. Der Mensch erlebt sich dann selbst, er findet den Weg zum Selbstsein. (Jasper) 6 Selbstfindung, Anerkennung, Verwirklichung, Begegnung, Austausch, Kennen Lernen, nicht verkannt sein oder werden, sind wichtige Grundvoraussetzungen zur Entfaltung der Persönlichkeiten, zur Entstehung der Arbeiten. Zuerst begann die Idee zur Arbeit, dann erfolgte die Raumerkundung mit der Materialerkundung, dann erst der Schritt von der Idee zur Verwirklichung, er erfolgte  grenzenlos. Die erste Gruppe gestaltete das Thema „Freiheit“., nicht nach der Statue in New York. Nein, Freiheit und Entwicklung ist in der Darstellung von Zeichen und Spuren zu sehen. So zeigt sich, dass die Freiheit dem Leben keine Grenzen mehr setzt. Die Freiheit liegt auch in der Wahl des Materials, im Duktus und der Spur. Die Gruppe Zwei thematisierte das Motiv der Generationen, Jugend und Alter, ein Bild vom Januskopf ist es nicht geworden, wohl aber ein Erfahrungsaustausch, der findet statt, sichtbar in der Darstellung der Figurationen, in der Formensprache. Hier wurde versucht, an die menschliche Figur heran zu kommen. Es erfolgte Bewegung und Verständigung, hier werden die Barrieren überwunden. Gruppe Drei zeigt das Open Window, das Fenster ist geöffnet zum vereinten Europa. Es wird ein Zeichen des Friedens, nicht in der Gestalt eines Regenbogens, wie im AT zu lesen, aber Verständigung funktioniert über elektronische Medien, per Mail oder sms. Verständigung kann überall versucht werden, wenn man selbst in Südafrika seine Mails abrufen kann. Grenzenlos, aufgelöst in technische Module, mit dem Ausblick in die Landschaft, dem Suchen nach Form und Gestalt. Gruppe Vier widmete sich dem Thema: Woher kommen wir? Woher kommt der Tod? Ein Thema, welches in unserem Kulturkreis oft von Medizinern diskutiert wird. Wenn nun eine Frau, liegend im Koma, ein Kind zur Welt bringt, dann alle Apparaturen abgeschlossen werden, ist das Thema der Sterbehilfe im Zenit der medizinischen Diskussionen. Leben und Tod- sind aber ein endloser Kreislauf, ob eine Metamorphose passiert oder nicht, muss jeder Kulturkreis selbst definieren. In der Kunstgeschichte versuchten viele Künstler, sich dem Thema zu nähern, Gauguin fragte sich, wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Der Lebensfries von Gustav Klimt zeigt solches in Wien ebenfalls. Hier nun zeigt sich die Metamorphose des Seins und des Sich- Veränderns in Holz und Stein. Man suchte nach Zeichen, nach Figur, Form und Raum, aus der Bewegung der Arbeitsspuren entstand die Synthese von Leben und Tod, wurde ein Abbild, eine Vorstellung vom Jenseits in die Gegenwart transformiert. Gruppe fünf erarbeitete das Thema: Gesundheit und Drogen. Ob man sich in einem Coffeeshop in Amsterdam niederlässt, um sich zu berauschen oder die Warnung und Schädlichkeit der Wasserpfeifen in der Presse wahrnimmt, überall entwickeln sich „Süchte“. Jugendliche rauchen zu früh, laut  Medizineraussagen wird das Grund für Lungenkrebs, schon frühzeitig. Die Teeransammlungen bilden sich zu aggressiven Krebszellen. Die große Zigarette verweist auf dieses Laster. Die letzte Zigarette, der Versuch, zu zeigen, wir groß die Auswirkungen sein können. Ein Holzstamm liegend in einer Metallschachtel. Ein Piktogramm und Zeichen. Man wagt sich mit dem Laster auf das Tanzseil zwischen Vita und Thanathos. Ein Werbeschild- entgegen aller Werbungen zum Zigarettenkonsum. Gruppe Sechs zeigt das alte mythische Thema vom Baumorakel. 7 In der Mystik des Baumes, in der Festigkeit des Stammes halten sich Kraft und Dynamik verborgen. Im Orakel um Baum oder Steinkreis gingen die Gedanken der Gruppe. Konzentrische Kreise, Luftbewegungen und Elemente der Mystik werden gezeigt. Das Magische und Unsichtbare scheint sich in dieser Arbeit zu zeigen. Gewagte Formsprachen, kommend aus der Kunstgeschichte, zeigen Symbole wie: Kugel, Quader und Kegelstumpf. Geometrische Formen werden zu Kuben im Raum, in der Form, die in Holz wieder zum Ursprung zurück kommen, zur Grundidee und Grundgestalt. Veränderung, Grenzüberschreitung lässt der Fantasie freien Lauf. So findet man in den Figuren, Bootformen, organische Zeichen  im Stoff Holz und Stein- sichtbare Spuren. Räume und Innenräume sprengen die Grenzen, setzten Zeichen, die zur Toleranz aufrufen. In gebauten Assamblagen werden Spannungen ausgelotet, befruchten sich Kulturkreise, findet Annäherung statt. Dabei wird sichtbar, dass globale Menschheitsfragen überall gleich sind; Träume, Hoffnung, Natur, Mystik, Liebe und Glaube sind nicht nur im christlichen Sinne zu deuten, sondern weltlich und ethisch, - und grenzenübergreifend. Eine Metamorphose des Seins, macht aufmerksam auf  Gleichberechtigung aller Menschen, die sich im Spiel der Formen befinden und symbolisch Zeichen setzen, in einer Landschaft, die als Kunst und Wanderoase funktioniert. So trägt eine Arbeit den Titel: „Allround“, denn überall, in jedem Land werden Spuren und Zeichen gesetzt. Der Reichtum an Formen und Ausdrucksmöglichkeiten zeigt ein Jugendgesamtkunstwerk. Aber schließlich auch Bilder und Träume, Wünsche und Hoffnungen, die mit der Formsuche begannen, sich zu manifestieren. Hier verschmilzt der Gedanke an Einheit. Ich wünsche den Künstler weiterhin Ideen zur Verwirklichung der Träume und Wünsche.

„ Kunst ist Ordnung und Form, Überwindung des Chaos; somit Trost“ 8
(Wieland Förster 3.XI.1980)

In diesem Sinne, lassen Sie uns das Tor zu Kunst aufstoßen.
Danke.

Diana Henkel-Trojca M.A.
Kunsthistorikerin
Erfurt, im Juni 06

 

1 Selbstaussage von Herbert Mehler
2 Er benutzt keine technischen Hilfsmittel, man sieht die Unebenheiten deutlich
3 Vgl.: In: Wegweiser durch die Natur. Die Tiere und Pflanzen Mitteleuropa. Ohne Ort und Jahr
4 Vgl.: In: Bertelsmann. Das Reich der Pflanzen. Gütersloh 1996 S.366
5 In: Biologie. Jugendlexikon. Leipzig 1985. S. 233 ff.
6 Vgl.: In: Lexikon der Symbole. Bauer.Dümotz. Golowin. München 1996 S. 393 f.
7 In der Spindel der Parzen liegt das Schicksal und Geheimnis verborgen
8 Der Pinienzapfen als Symbol der Sinnlichkeit und Fruchtbarkeit. Wegen der Samen als sex. Symbol gedeutet.
9 Vgl.: In: Herder Lexikon der Symbole. Freiburg. Basel. Wien. 1991 S. 24
10 Selbstaussage von Mehler
11 nach C.G. Jung. Man and his symbols. London 1964

1 das Lexikon der Synonyme beschreibt die Semantik genauer
2 Vgl.: Bertelsmann Lexikon in 12 Bänden. Band 6. Gütersloh 1996. S. 211
3 Laut StGB §§ 147 Nr. 2,230
4 siehe Grenze: Oder-Neiße
5 nachzulesen in der Geschichte von Griechenland.
6 nach Karl Jasper.
7 Damit wird die Brücke zu alten Mythen geschlagen.
8 In: Wieland Förster. Labyrinth. Berlin 1988

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