Laudatio

Wandern mit und durch Kunst, Kunst sinnlich erfassbar zu machen für alle Kunstrezipienten, für Groß oder Klein, ob zu Fuß oder per Rad, dieses Motto haben sich die Projektleiter der Skulpturensymposien in Hütscheroda-Behringen nun schon seit 1996 auf die Fahne geschrieben. Jahr für Jahr zogen die Symposien internationale Künstler an, die den Weg abwechslungsreicher und interessanter gestal-teten. Mehr als 60 Arbeiten präsentieren sich nun auf dem Eilbotenweg, hinter dem Herrenhaus in Hütscheroda, auf einem kleinen Rundwanderweg zwischen den beiden Orten sowie im Skulpturenpark in Behringen. Das diesjährige Symposium lies interessante, skurrile und phantasievolle Sitzmöbel aus unterschiedlichen Materialien entstehen.

Ein Gebilde aus Ytongstein von DanielaTscheslog lässt eine Sitzmöbellandschaft assoziieren, mit der Farbabstufung ist das Gebilde weithin sichtbar, eine Libelle aus Edelstahl von Siegfried Appelt breitet ihre 1,5 m langen Flügel aus und lädt den Wanderfreund zur Rast und Ruhe ein, sich in den Mikro-kosmos der Insekten einzuweben und auf den Flügeln der Träume zu schwelgen. Ein Sitzthron von Hans Reiche aus Metall setzt den Kunst- und Wanderfreund die Krone der Natur auf. Gelassen kann er nun in das weite Thüringer Land schauen.

Die Sitzmodule von 0rtrud Sturm verbinden sich in Holz. Witzige bewegliche Holzarbeiten werden bei der Benutzung zum Sitzmöbel ganz besonderer Art, es sind von Frank Meyer ausklappbare und ausziehbare Möbel entstanden, sie werden zu Stuhl und Tisch in der lieblichen Landschaft am Rande des Nationalparks Hainich. Wirklich der Körperform angepasste Möbel wurden Stühle in der Geschichte erst im 18. Jahrhundert von T. Chippendale angefertigt. Solche Möbel, die sich der Körperform anpassen hatte wohl das Modell von Will Brands zum Vorbild. Der Bildhauer nahm diese Idee des 18. Jahrhun-derts zum Anlass, sein Sitzmöbel zu gestalten. In senkrechter Quaderform hat er Steine aus dem Hainich gesammelt, diese wurden zusammengetragen und darauf eine Sitzfläche aus Beton gestaltet. Zwei Abdrücke von einem weiblichen und einem männlichen Gesäß sollen nun geschlechterspezifisch wirken.

Stanislaw Bizek lässt einen königlichen Thron aus Holz entstehen, auf dem der Kunstfreund sich vielleicht als Beherrscher über die Natur fühlt. Sinnend auf einem Eichenblatt liegen, ist eigentlich nur dem Insekt vergönnt, aber der Bildhauerförster Karlfriedrich Bodenstein belehrt uns eines anderen, man kann auf dem sich wellenden Eichenblatt liegen und sitzen.
Yilmar Özütürk zeigt eine ambivalente Sitzgruppe aus einer Stahlkonstruktion. Valeriu Ciumacu setzt Holzlatten erneut in die Form eines Holzstammes, der sich als Sitzmöbel gestaltet. Aber, wer möchte nicht eine Sitzgruppe mit Ausblick, der möge sich in die Sitzgruppe von Poul Baekhoj begeben, ein Blick durch das Loch des Sandsteins, das wie ein Auge wirkt, wird ein herrliches Naturzimmer erzeugen.
11 neue Sitzmöbel am Rande des Hainichs versprechen dem Wanderer, und Kunstfreund Rast und Ruh - aber wie immer - einen vollen Natur- und Kunstgenuss.

Diana Henkel-Trojca