Eindrucksvoller Neustart

Bildhauersymposium in Hütscheroda
Von Britt Mandler

Hütscheroda. Um sechs Kunstwerke reicher ist seit dem Wochenende der Skulpturenwanderweg zwischen Behringen und Hütscheroda. Sie entstanden im Rahmen des 14. Bildhauersymposiums.

Symbolträchtig startete vor zwei Wochen das 14. Bildhauersymposium in Hütscheroda. Eine 450 Jahre alte Eiche kippte im Park des Herrenhauses um und riss fünf weitere Bäume mit sich. „Das passt zum Thema des Symposium“, so Chef-Organisator Jürgen Dawo von der Europäischen Kommunikations-Akademie. Denn die sechs eingeladenen Künstler waren gebeten worden, Werke zum Thema „Neuanfang“ zu schaffen. Auch Bäume, die fallen, machen Platz für neues, erinnerte Dawo.

Yin und Yang am Skulpturenweg-Anfang

Gewählt wurde das Motto aus einem bestimmten Grund: Vor 14 Jahren fand das erste Symposium statt. Und einige der damals geschaffenen Holzskulpturen sind inzwischen so marode, dass sie ersetzt werden müssen. Andere kommen an stellen des Skulpturenwanderwegs, an denen zuvor noch keine Kunstwerke standen.
Der Bulgare Rumen Dimitrov zeigte sich begeistert von der thematischen Vorgabe. „Damit habe ich mich intensiv auseinandergesetzt“, verriet er. Seine Skulptur steht in Behringen, am Anfang des Wanderwegs. Aus Sandstein und einem Betonquader schuf der Künstler ein mehrteiliges Modul, das an die Linse einer Kamera oder das asiatische Yin- und Yang-Zeichen erinnert. Vor allem aber wirkte die Skulptur wie ein technisches Gerät, so Laudatorin Diana Trojca, dessen Restart-Knopf gedrückt wurde, so dass in der Bewegung kurz innehält, ehe es wieder zu laufen beginnt. Einige hundert Meter entfernt heben die Wanderer die Köpfe gen Himmel, um das Werk von Klaus Müller zu bewundern. Auf sechs Meter hohe Stahlsäulen hat er drei Lavasteine installiert, auf denen Galapagos-Inseln, die ebenso aus Lavasteinen bestehen. Am anderen Ende des Weges in Hütscheroda, wurde Roland Höfts Werk „Abschied“ platziert – ein riesiger, zwei Tonnen schwerer Koffer. Er soll daran erinnern, dass viele Berufstätige heute zur Mobilität gezwungen sind, dabei aber immer auch einen Koffer voll Erinnerungen mitnehmen.
Ein Stück den Berg hinauf thront auf einmal ein riesiges Ei in der Landschaft, gefertigt aus Beton und Sandstein. „Am Anfang war …“ nannte Georg Mann seine Skulptur. Er nimmt natürlich Bezug auf die biblische Schöpfung – und darauf, dass diesem Ei „etwas Wunderbares“ entschlüpfen werde, nämlich Natur. In den Spalten der Sandsteine werden schon bald Pflanzen Fuß fassen und das Ei eines Tages wohl sprengen.
Zwei weitere Werke stehen noch vor dem Herrenhaus. Der Finne Risto Immonen schuf „Step to the new“. Eine Frauenfigur ist es, die er in eine Metallplatte schnitt und sprichwörtlich heraufklappte. So entsteht der Eindruck, die Frau schreite durch eine Tür – der Zukunft entgegen.

"Die Rippe Adams" früher "erschaffen"

Auch Valeriu Ciumacu widmete sich einer Frau. Für ein Symposium in Israel hatte er „Die Rippe Adams“ entworfen, das Werk nun aber bereits in Hütscheroda umgesetzt. „Gott hat, um Eva zu schaffen, bewusst eine Rippe genommen“, betone der Ukrainer. Denn diese sei kurvig und feminin – so wie seine Sandstein Skulptur, die zum Anfassen einlädt.

Thüringer Landeszeitung - Eisenach (06.09.2010)

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