Vergängliche Skulpturen am Nationalpark Hainich

Ob die Einfälle zum Motto „13 – und/oder Aberglaube“ beim Künstlersymposium zu 13 Jahren Skulpturenpark und -wanderweg am Nationalpark Hainich eher das Glück oder Unglück in den Blick nehmen: so oder so, vergänglich ist beides so wie die Werke.

 

HÜTSCHERODA

Es ist die Zeit der Sommernachtsträume, in denen von einer Baumkrümmung Trolle und Säbelzähnemänner herablugen. Die Tonfiguren ließ Jan Thomas mit einer raffinierten Armierung am Baumstamm haften, bis sie der Trockenheit oder dem Regen zum Opfer fallen. Noch hängen und turnen die „Waldgeister“ und erschrecken die Vorübergehenden. Das übernahm akustisch der Amerikaner Benoit Maubrey, der mit seinem außerirdischen Funkschirm die Botschaft „Der Heilige Geist ist bunt“, gesprochen vom Herrn des Symposiums, Jürgen Dawo, ins Sphärische brummen, piepen, schwingen ließ. Wo der Sturm einen Ast abgerissen hat, trug Marc Haselbach eine riesenhafte Mannesgestalt aus Ton an einen massiven „Hütscherodaer Schatten“ vor sich schiebt, als wäre er auf dem Weg in die Unterwelt. Aus Abrissbalken baute Oliver Scharfbier ein Wrack, dem die Idee eines Schiffes anzusehen ist, das in Windstärke 13 geraten ist. Die Welt nach der Krise? Vielleicht findet man heraus mit „Wünschelruten für Schätze“? Gaby Taplick errichtete filigran einen luftigen Hügel aus dünnen, geschälten Baumgabeln. Jeder Vorbeikommende kann sich eine der Wünschelruten herausziehen und auf die Suche gehen. Wasser oder Öl werden nicht gefunden, vielleicht aber im Naturpark und in der Besinnung eine Spur von Glück. Besonders, wenn die farbigen Acryl-Balken und Sterne der Baumlichtskulptur von Eckhard Roth mit einbrechender Dunkelheit zu schimmern beginnen und Sommernachtsträume aussenden. Mit temporären Objekten und Installationen umkurvt die Idee, mit künstlerischen Werken den Erlebniswert des Naturraumes zu steigern, das Herrenhaus Hütscheroda

 

Peter ARLT

 

 

Thüringer Allgemeine – Gotha (17.06.2009)

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