Faszinierender Aberglaube

13. Bildhauersymposium ging in Hütscheroda mit Werkspräsentation und Filmpremiere zu Ende

 

Fünf neue Skulpturen zieren derzeit den Park des Herrenhauses in Hütscheroda. Die Ergebnisse des 13. Bildhauersymposiums sollten vergänglich sein – so wie die witzige Klanginstallation von Benoît Maubrey, die am Freitagabend letztmals zu hören war.

 

Hütscheroda. „Aberglaube“, dieser Titel drängte sich für das Bildhauersymposium am Skulpturenwanderweg geradezu auf. Schließlich lud die Europäische Kommunikations-Akademie zum 13. Mal zu dieser Veranstaltung ein. Und viele Menschen verbinden mit der 13 si ihre Befürchtungen. So machten sich auch die sieben Künstler, die zum Symposium anreisten, so ihre Gedanken zum Thema Aberglaube. Sechs von ihnen schufen Skulpturen und Klänge, Frank Witte hielt den Schaffensprozess unterdessen im Film fest. Eine Woche lang hatten die Künstler Zeit, im Park des Herrenhauses ihre Ideen zu verwirklichen, am Freitagabend stellten sie die Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Dazu waren wieder Kunstfreunde aus dem ganzen Freistaat in das kleine Kunstörtchen gepilgert, denn das Symposium genießt mittlerweile einen vorzüglichen Ruf. Leicht sei es allerdings nicht gewesen, die für die Durchführung nötigen Mittel zusammenzubekommen, verriet Akademie-Chef Jürgen Dawo. Viele angesprochene Unternehmer verwiesen auf die Wirtschaftskriese. Letztlich kamen aber doch noch genügend spendable Kunstfreunde zusammen, die das Projekt förderten. Das sei nicht selbstverständlich, lobte Marc Haselbach im Namen der anderen Künstler. Sie hätten sich in Hütscheroda rundum bestens versorgt und beobachtet gefühlt, meinte er. „Kunst braucht nämlich auch Kontrolle“, schob er lachend hinterher, sonst bringe man in so kurzer Zeit kein Projekt zu Ende. Tatsächlich nutzten wieder viele Menschen die Möglichkeit, den Künstlern bei der Arbeit über die Schultern zu schauen. Und manch einer packte gar mit an. Kinder aus dem Ort etwa, die halfen, den Ton verarbeitbar zu machen. Das war auch im Film, der zur Vernissage gezeigt wurde, recht gut zu sehen.

 

Vor der Premiere gab es allerdings erst einmal einen Rundgang. Jan Thomas, der zum dritten Mal am Symposium teilnahm, stellte seine 13 Waldgeister vor, die er auf einem Baum installiert hatte. Den Herbst, so glaubt er, werden sie wohl nicht mehr erleben. Denn der ton wäscht mit jedem Regenguss aus, so das die Geister bald wieder Teil des Parks werden. Ebenso wird es Marc Haselbach mit seiner riesigen Schattenfigur gehen, für die er über eine Tonne Ton verarbeitet hat. Oliver Scharfbier schuf aus Holzresten, der er in der Region zusammensuchte, die „Idee eines Bootes“, wie er sagte. Erinnern soll diese Skulptur an Riten und Orakel, die einst das Leben der Menschen bestimmt haben. Gaby Taplick schichtete unterdessen handbearbeitete Wünschelrouten auf. Sie hofft, das Spaziergänger sie mitnehmen und damit auf Schatzsuche gehen. Eckhard Roth sähe Betrachter seines Werkes am liebsten zur Dämmerzeit im Park, denn seine Plexiglasinstallation leuchtet, wenn die Sonne untergeht. Auch Benoît Maubreys „Audio Peacocks“ faszinierten die Besucher. Denn er fing mit seinem an ein Pfauenrad erinnernden Umhang Geräusche aus der Umgebung ein und gab sie verfremdet wieder. Damit wollte er Stimmen aus dem Diesseits und dem Jenseits miteinander in Verbindung treten lassen.

 

 

Thüringer Allgemeine - Bad Langensalza (08.06.2009)

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