Baumtrunk und Sonnenwiege

Sieben Künstler beim Land-Art-Symposium in Behringen und Hütscheroda

 

„Diesmal entstehen Objekte in Land-Art“, sagte Jürgen Dawo. Seine Europäische Kommunikations-Akademie lädt seit 1996 Bildhauer zum Symposium. Das jüngste begann am Samstag mit sieben Künstlern. Im Park des Herrenhauses, aber auch entlang des Skulpturenwanderweges.

 

Ein sanftes Licht flirrt zwischen den Bäumen des Parks. Am Fuße eines Ahorn scheinen Bambusrohre den Baum stützen zu wollen. Uwe Mädger langt in einen Bottich, knetet Lehm. Den hat er mit Pferdemist und Quark gemischt. Mit Jute und jenem Gemisch will er dem Bambus Wickel verpassen. Der Künstler spricht vom energetischen Standort der Bäume. Er arbeitet in Bremen als Baumgutachter. „Baumtrunk“ nennt er seine Arbeit. Im Dämmer belaubte Kronen packt der der Südkoreaner Park Bong-Gi seine Motorsäge ins Gras. Um ein Metallgestänge baut er den abgeholzten Stumpf einer einst zweistämmigen Esche wieder auf. Sein Titel: „Nachbarn“. Auf einer Lichtung arbeitet Silvia Mack. Alte, teils verwitterte Scheite hat sich mit Hilfe von Leim und Schnur zusammengefügt. Die Form eines Prismas ist zu erkennen. „Sie entwickelt sich mit dem Material“, sagt sie. Eines sei aber sicher, auf einem Ständer platziert, soll der Betrachter es von unten sehen. Bianca Seidel dagegen hat jenseits des Parks den sonnenüberfluteten Ort für ihren „Adlerschatten“ gefunden. Rund 120 Pfähle sollen ihn mit einer Spannweite von drei Metern auf eine Senke über dem Biberbach werfen. „So unterschiedliche Arbeiten hatten wir lange nicht“, strahlt Jürgen Dawo. Auf einer Höhe liegt Reinmar Senftleben auf dem Bauch. Mit Kompass und Mauerschnur prüft er die Ost-West-Achse seines Fundaments. In einem Kreis gelegen, wird es seine „Sonnenwiege“ tragen. Das Edelstahlrohr soll am längsten Tag des Jahres sein Spiel mit der Sonne treiben. Noch bis Samstag kann den Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut werden.

 

Eisenacher Allgemeine (17.06.2003)

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