Symposium: Kunst mit kurzer „Halbwertszeit“

Zehn Bildhauer arbeiten eine Woche in Hütscheroda

 

Hütscheroda.

Reinmar Senftleben ist bereits das dritte Mal unter den Teilnehmern des Bildhauer-Symposiums in Hütscheroda. Und in diesem Jahr verwendet er ein Kunstwerk neu, das er vor neun Jahren für den Schlosspark in Behringen geschaffen hatte und eine eigentümliche Geschichte hat. Der „Fisch“ war nämlich in einem Akt von Vandalismus zerstört worden. Die Täter sind bis heute unbekannt, das Skelett des Fisches war lange Zeit verschwunden. Bei den Recherchen meldete sich schließlich Hartmut Möller vom Bauhof zu Wort, der gesehen habe, wie mehrere Leute das Stahlskelett im Schlossteich versenkt hatten. Erst kürzlich hatte die Feuerwehr die Skulptur aus dem Teich „gefischt“. Das Skelett bekommt vom Künstler einen Körper – aus zum Teil uralten Behringer Kartoffelsäcken und einer brennbaren Füllung. Denn den Fisch stellt Senftleben  über dem Bach auf und zur Abschlussfeier am Samstag wird er abgefackelt. Übrig bleibt, so der Künstler, die ursprüngliche Idee. Senftlebens Projekt zum diesjährigen Symposium entspricht voll und ganz dem diesjährigen Thema: „Temporäre Kunstobjekte“ sind gefragt, also Kunst auf Zeit. Der Fisch Hat die kürzeste „Halbwertszeit“, aber manche andere werden – das ist so gewollt – den nächsten Regen schon nicht „überleben“. Dieter Lutsch beispielsweise wird eine Skulptur aus Erde schaffen – der Körper aus Erde“ wird in einer Metallform gepresst und dann aufgestellt. Britta Terrez-de-Clercq will etwas ähnliches schaffen: Sechs Holzskelette, um die Erde und Tannennadeln „gepappt“ werden. Heidemarie Dreßel stellt mit bunten Käfern auf einem Netz die „Stauzone“. Die Käfer sind aus ungebranntem Ton und als kleine Autos stilisiert. Das Soll ein Bezug  auf den nahen Nationalpark und die Touristen sein. Besucher sind erwünscht, die Verkehrsbelastung die unvermeidbar Nebenwirkungen. Die Käfer-Autos sind allerdings auch nicht wasserfest. Ulrike Drasdos Geflecht aus Pflanzenteilen das in einem Teich liegt, wird nicht von langer Dauer sein. Das „Nest“ von Anja Kleinhans besteht aus Korbweidengefecht, die Schriftrollen darin sollen an den Eilbotenweg zwischen Hütscheroda und Behringen erinnern. Zumindest das eigentliche Nest wird es mindestens bis zum nächsten Symposium geben.

 

Thüringische Landeszeitung (10. Juni 2004)

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