Wandern durch weite Buchenwälder

Noch ein kleiner Geheimtipp ist der Nationalpark Hainich in Thüringen

 

Von Ursula Wiegand

 

Wandern hat in Thüringen eine lange Tradition – nicht nur auf dem Rennsteig. Ein kleiner Geheimtipp ist der Nationalpark Hainich, der erst 1997 gegründet wurde. Von seiner 16000 Hektar steht fast die Hälfte unter Schutz. Mit 5000 Hektar nutzungsfreier Laubwaldfläche ist der Hainich der größte angehende Urwald Mitteleuropas.

Statt Nadelhölzern (nur drei Prozent der Fläche) erfreuen ausgedehnte Buchenwälder. Ein Tor zeigt den Eingang zu diesem Paradies für Naturfreunde. Schon die Namen der Wege klingen spannend: Der Wildkatzenpfad (7 Km) heißt nicht nur so, sondern im Hainich leben noch 30 bis 40 Wildkatzen. Sehen wird man sie wohl kaum, eher schon die Wildschweine auf dem Saugrabenweg (10 Km). Ob auf dem Sperbergsgrundweg (5,5 Km) Sperber auftauchen? Ein wahres Konzert stimmen die Nachtigallen auf ihrem Weg an, doch ob zarte Wesen nachts auf dem Feensteig tanzen? Hainich-Försterin Claudia Wichmann lächelt und hockt sich an einen zur Hälfte hohlen Baum. Den nennt sie Zwergenrutsche. Sie führt Wanderer auch zum so genannten Jungbrunnen und vorbei an herb duftenden Bärlauchwiesen, die Rohstoff für leckere Gerichte liefern. Auf einer zwölf Kilometer langenStrecke passieren Wanderer die Bettelteiche. In deren Höhle legten die Menschen einst Speisen für die damaligen Bettelmönche.

Neueste Attraktion ist der 300 Meter lange Baumkronenpfad nahe dem Parkplatz Thiemsburg. Hier können Besucher dem Urwald aufs Dach steigen, Blüten und Blätter aus der Nähe betrachten und den Vögeln in die Nester blicken. Dank eines Fahrstuhls erfreuen sich auch Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer an diesem einmaligen Anblick. Mutige steigen noch auf den 44 Meter hohen Turm und schauen auf ein Wipfelmeer. Wenn sich der Wald lichtet, wird man gelegentlich mit deutsch-deutscher Vergangenheit konfrontiert. Steinplatten lassen noch die Wege erkennen, auf denen Grenzsoldaten entlang einstig Mauer patrouillierten.

Freundlicher ist der Skulpturenwanderweg am Rande des Hainich bei Behringen/Hütscheroda. Moderne Kunst belebt dort die liebliche Gegend. Startpunkt ist das Hotel Zum Herrenhaus, ein charmantes Domizil von 1680. Ein Wander- und Kutschweg führt vorbei an rund 70 Werken, die sich in die Wiesenlandschaft integrieren. Seit 1997 arbeiten hier jedes Jahr internationale Künstler an einem Objekt und versuchen sich am Zusammenwirken von Mensch und Kunst.

 

Kölnische Rundschau

Original-Ausschnitt.jpg